Wir kämpfen heute nicht mehr gegen Säbelzahntiger und befinden uns eher selten in
lebensgefährlichen Situationen. Dennoch sind die Reaktionen unseres Körpers im
Umgang mit Stress dieselben wie noch vor Millionen Jahren. Wie wir unter diesen
Voraussetzungen am besten mit Stress umgehen, schauen wir uns in diesem Beitrag
an.
Körperlicher Stress als Überlebensstrategie
Eine Gruppe von Menschen streift durch den Wald, sie sammeln wilde Beeren und jagen Tiere, um Ihre Familien zuhause zu ernähren. Plötzlich springt ein Säbelzahntiger aus dem Gebüsch. Innerhalb von circa 0,5 Sekunden haben die Menschen realisiert, dass sie sich in Gefahr befinden und aufgrund des aktiven Sympathikus (= Bestandteil des vegetativen Nervensystems und körpereigener Power-Knopf für Bedrohungs- und Stressszenarien) sind sie schon mitten im Entscheidungsprozess, ob sie fliehen oder kämpfen sollen, diesen Automatismus nennt man auch “fight-or-flight response”.
Nun, unabhängig von der Entscheidung, ob die Gruppe nun kämpfen oder fliehen soll, produzieren ihre Körper in diesem Moment jede Menge Cortisol und Adrenalin und es entsteht Stress. Beides sind Hormone, die unter anderem die Gluconeogenese (= die Neubildung von Glukose, also Zucker) in der Leber fördern und den Muskeln überlebenswichtige Energie zur Verfügung stellt. Es ist nun also egal, ob die Gruppe kämpft oder flieht, ihre Körper stellen die Energie für beides zur Verfügung, und die vorhandene Energie kann verbraucht werden.
Stress ist nicht gleich Stress, oder doch?
Allerdings ist dieser Automatismus auch ziemlich in die Jahre gekommen, denn wir streifen nicht mehr durch die Wälder, zumindest nicht um unser Überleben zu sichern, und unsere Säbelzahntiger tragen Hemden und setzen uns Deadlines oder äußern sich durch vollgepackte Terminkalender oder den Berufsverkehr auf dem Weg ins Büro.
Bleiben wir bei dem Beispiel der Deadline. Wir sitzen zuhause, müssen eine wichtige Präsentation vorbereiten, die Uhr tickt und wir denken voller Verzweiflung an die verbleibenden Stunden oder Tage und die Arbeit, die noch zu tun ist. Die Situation ist nicht lebensbedrohlich, und doch behandelt unser Gehirn sie, als würde uns der viel besagte Säbelzahntiger gegenüberstehen und Leib und Leben bedrohen. Unser Körper produziert Cortisol und Adrenalin, wir steigern unseren Blutzucker und stellen unserem Körper Energie zur Verfügung, unsere Muskeln können aus dem Vollen schöpfen, um zu kämpfen oder zu fliehen.
Doch der Unterschied zu unseren Verwandten, die vor vielen tausenden von Jahren auf diesen Prozess angewiesen waren und uns ist, dass wir die vorhandene Energie gar nicht benötigen. Dieser dauerhafte Stresszustand durch den aktivierten Sympathikus kann sich auf Dauer negativ auf unsere Schlafqualität und Verdauung auswirken, außerdem wird durch die immunsystemsupprimierenden Eigenschaften des Cortisols (= hemmende Eigenschaften auf unser Immunsystem) unser Immunsystem geschwächt, was zu einer höheren Infektionswahrscheinlichkeit führt. Unser Blutzuckerspiegel kann durch diesen Zustand ebenfalls chronisch erhöht sein, was langfristig zu Problemen wie beispielsweise Typ-2-Diabetes führen kann.
Das richtige Stressmanagement
Wie können wir diesem Zustand also entgegenwirken, ohne einen Tiger zu bekämpfen oder uns im Fluchtmodus im Vollsprint zu quälen? Wie so oft ist die Antwort: Ein gesundes Maß an Bewegung, eine an unser Leben angepasste Ernährung, das Verhindern oder die Reduktion von Übergewicht und die Optimierung unseres Schlafes.
So essen gerade Menschen, die viel sitzen und im Büro arbeiten zu viel Kohlenhydrate. Ein Müsli mit Früchten am Morgen, eine Portion Pommes oder unser geliebtes Pausenbrot zur Mittagspause und am Abend dann eine Pizza oder eben nochmal ein belegtes Brot. Für einen Abendspaziergang oder gar Sport hat es leider nicht gereicht. So oder so ähnlich sieht der Alltag einiger aus, und das ist auch kein Vorwurf. Unsere Vorfahren hatten keine Termine, Calls oder Deadlines, Bewegung und Sport gehörte zu Ihren alltäglichen Überlebensnotwendigkeiten. Hätten Sie Lieferdienste wie Lieferando oder Wolt gehabt, sie hätten sie auch genutzt!
Wer also keine Zeit oder keine Lust hat für Sport, kann beispielsweise anfangen 30 Minuten am Tag Schritte zu sammeln, achte dabei nicht auf 10.000 Schritte, oder 6.000 Schritte, gehe einfach 30 Minuten an die frische Luft. Die Vorteile eines entspannten Spazierganges, optimalerweise bei Tageslicht, sind so vielfältig, dass sie jeden Rahmen sprengen würden, neben physischen Faktoren sind hier ganz klar auch psychische zu nennen. Wer nicht auf seine Pausenbrote verzichten und es durch einen Salat mit Hähnchen oder hartgekochten Eiern ersetzen möchte, sollte diese als Belohnung für eine kleine Anstrengung einplanen. Gehe Treppenstufen zu Fuß, nutze nicht den Aufzug. Laufe kurze Strecken und lasse das Auto stehen, verdiene dir dein Lieblingsessen.
Es braucht keinen Säbelzahntiger und keinen Kampf um Leben und Tod, um mit Stresssituationen klarzukommen. Es sind die kleinen Veränderungen, die am Ende den großen Einfluss haben!
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